Reisen

Zwei Wochen in Zeitlupe und 17 Jahre später

Unsere Reise nach Norwegen begann mit unerwarteten Abenteuern und brachte uns zurück zu Orten, die mich (Torben) schon als Kind geprägt hatten. Inmitten atemberaubender Natur, mit einem Hauch von Nostalgie und frischen Eindrücken, erlebten wir zwei Wochen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten.

Anstrengend sollte es werden. Die erste Nacht verbrachten wir in Dänemark, ziemlich genau dort, wo wir ein Jahr zuvor hängen geblieben waren, als uns die Fähre nach Norwegen 2 Tage vorher storniert wurde.

Gute 800km Autofahrt und 3,5 Stunden Fährfahrt liegen vor uns.

Ein unglaublich netter Empfang von Barry, dem wohl britischsten Dänen den man treffen kann. Ein gemütliches Zimmer und tolles Frühstück gab es bei Ihm.

"Welcome, how was your trip? If you want, you can sit there and have a cup of tea."

Die Fähre wartet am Freitagmorgen auf uns und hat uns bei 4m Wellen nach Norwegen geschaukelt. Das geht ganz schön an das Wohlbefinden.

Völlig verstrahlt vom Schaukeln sind wir aus dem Bauch der Fähre gerollt. Nochmal Corona-Impfung überprüfen. Check.

Der nächste Polizist am Fenster war nicht so nett. Der hat uns in eine graue große Halle geschickt. Tore zu. Dann kamen 6 Polizisten ans Auto. Ein Spürhundi schnupperte mich und das Auto ab. Einer konnte ansich sehr gut deutsch – ich habe ihm trotzdem erst auf Englisch geantwortet… Die Nachwirkungen der Fähre waren einfach noch zu heftig und das hat die Situation nicht wirklich verbessert.

Ich durfte den Kofferraum leer räumen.

Zur Enttäuschung aller, außer uns beiden – durften wir dann die Halle, ein Sicherheitstor und schließlich den Hafen verlassen. Puh.

Aber nun zu den nächsten schönen Dingen. Das Wetter war super in Norge. Sonnig warm und die letzten 250km vergingen wie im Flug, mit 80 auf den kurvigen Straßen, zumindest wenn man Norweger ist. Als typischer deutscher Autofahrer heißt das aber eher maximal 50.

Bandaksli

Am Bandak-See in der norwegischen Telemark. Dort wartete auf uns die erste Hütte.

Eine supernette Familie wartete auf unsere Ankunft. Fuhr mit uns die schmale Straße bis zur Hütte und zeigte uns alles Wichtige.

Traumhaft, und nicht nur der erste Eindruck. Unser erstes ToDo: Feuer machen! Denn, außer Strom, gab es dort nichts. Ja wirklich nichts. Fließend Wasser gab es auch, 200m entfernt in einem kleinem Gebirgsbach. Eine Bank mit Ausblick und ein komfortables Plumpsklo – denn es hatte eine Klobrille (auch mit Ausblick, wenn die Tür offen blieb). Nach ein paar Minuten war die Hütte gemütlich warm und draußen stock dunkel.

Erschöpft schlummerten wir bei knisterndem Feuer aus dem kleinen Heizgerät ein.

Die Woche in der Hütte verbrachten wir mit Äpfel essen von einem der zwei Hauseigenen Apfelbäumen, Wandern, Baden und Natur genießen.

Upgrade 3.0

Dieser Ort war es auch der mich in das nächste Jahrzehnt gebracht hat. Mit dem tollsten Geschenk, ein Drohnie (Torben?!… ja?… also ehm… ach komm lass - Rotwein am Kamin. Tolle Sache!).

Wenn du jetzt denkst, dass hört sich nach „am Po der Welt“ und die Unterkunft ist so „einfach“ an - war das gewollt? Ja! Manchmal muss das sein und es gibt keinen besseren Ort dafür als Norwegen.

Mit einem weinenden und einem vor Vorfreude strahlenden Auge ging es für uns nach einer Woche an den zweiten Ort in Norwegen:

Heddan Gard

Ein inzwischen großer Hof, der sich auf Tagungsgäste und Events ausgerichtet hat.

Vor 17 Jahren war ich mit meinen Eltern zuletzt dort. Eine Ewigkeit her. Es hat sich viel verändert. Die Umgebung, die Natur, aber nicht die Leute dort. So liebe Menschen, so herzlich wie in der Erinnerung und auch sie konnten sich an klein Torbi erinnern.

Bei unserer Ankunft wurden wir sogar zum Abendessen eingeladen. Ich habe mich gefühlt wie 10 Jahre alt, schwelge in Erinnerungen, freue mich alles wiederzufinden, alles zu sehen und alles zu zeigen.

Altbekannte und neue Orte warten auf Entdeckungsreisen.

Aber nicht nur ich bin 'geflüchtet' vor dem Tag des Jahrzehntwechsels. Sina auch, nur ohne die 0. Das dauert noch.

Aufwachen mit einem unglaublich schönen Ausblick - Sonnenaufgang mit frühnebligen Wolken am Berg. Gemütlich mit leckerem Frühstück in den Tag zu starten um mit Energie einen Berg zu erklimmen. Jaja. Da ist ein Weg. Wildpfad. Bach?. Einfach durch die Büsche! Geschafft, Sonne im Gesicht, 360 Grad Ausblick.

An Sinas Geburtstag, dann am Abend, gab es von unserer Gastgeberin ein romantisches Dinner (extra nur für uns, extra zum Geburtstag) zubereitet. Philosophische Themen, Erinnerungen und ein paar Updates was so passiert ist tauschten wir dann noch bei einem Glas Wein aus. Bis wir unterbrochen wurden von anderen spät ankommenden Gästen und dann auch müde ins Bett gekrabbelt sind.

Eine Woche, baden, Fotografieren, Elch sehen, Hund und Katze streicheln und durch die Gegend strömern. Eine Begegnung mit einem Bieber haben wir uns aber für das nächste Mal aufgehoben.

Das wird sicher keine 17 Jahre auf sich warten lassen. So viel ist sicher!

Was hat das jetzt aber mit Zeitlupe zu tun? Wenn man jeden Tag so viele neue Eindrücke sammelt, so viel erlebt, den Moment genießt, im jetzt, das Ziel zu haben, das der Weg das wichtigste ist, das lässt die Zeit still stehen.

Die mit Abstand schönsten zwei - gefühlt vier - Wochen, die wir uns vorgestellt haben.

Skol.

Torben Eggerstorf
12.10.2021

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